Fragekatalog
Wie lässt sich der Titel „die Traumnovelle“ auf die Handlung des Buches interpretieren?
Den Titel „Die Traumnovelle“ wurde vor der Veröffentlichung noch umgeändert, da die Novelle ursprünglich „Doppelnovelle“ heissen sollte. Dem war aber nicht so, weil der Fokus nicht unbedingt auf die Zwei Handlungsstränge gesetzt wurde, sondern das Verschwimmen der Realität und der Traumwelt in der Novelle.
Arthur Schnitzler, stützt sich bei seiner Erzählung der Traumnovelle auch auf die Traumtheorie von Sigmund Freud. In der Traumtheorie behandelt der Psychoanalytiker den Zusammenhang von Träumen und persönlichen Erlebnissen. Nach seiner Veranschaulichung werden unerfüllte Wünsche in Träumen sichtbar. Es wird von der träumenden Person als unangenehm empfunden, wenn genau diese Wünsche in der Realität erfüllt werden würden. Und so erfüllt sich die Person ihren Wunsch in ihren Träumen, da sie so keine Konsequenzen davonträgt. Im Buch wird diese Theorie durch den Traum ihrer Affäre mit dem Dänen veranschaulicht, da ihr unerfüllter Wunsch nach weiteren sexuellen Erfahrungen im Traum verarbeitet wird. Sie träumt von der Erfahrung mit dem Dänen, welchen sie im Urlaub in Dänemark mit Fridolin gesehen hat. Da sie ihre Eifersucht in der Realität nicht ausdrücken kann. Diese Eifersucht, welche sie auf Fridolin hat, weil er mehr Erfahrungen mit Frauen vor ihr gemacht hat als sie.
Die Novelle hat zudem zwei Handlungsstränge, diese beinhaltet zum einen den Traum von Albertines sexuellen Bedürfnissen, dieser Traum scheint sehr real zu wirken. Der zweite Handlungsstrang beinhaltet die nächtliche Odyssee von Fridolin, welche sich zwar in der Realität abspielt, aber wie ein Traum wirkt. So verschwimmen die zwei Realitäten ineinander. So wirken die Träume wie die Realität und die Realität wie ein Traum. Und dieses verschwimmen der Realitäten führte zum Titel „Traumnovelle“.
(StudySmarter)
Wie wird „die Rolle der Frau in der Gesellschaft“ in diesem Buch widergespiegelt und was sagt diese über die Zeit aus, wann Arnold Schnitzler dieses Buch geschrieben hat?
In der Novelle wird die Gleichstellung der Geschlechter ein wenig vernachlässigt, auch wenn Schnitzler viele damaligen Normen reflektiert, wird die Gleichstellung der Geschlechter nicht thematisiert. In der Zeit von Schnitzler waren die Geschlechterrollen gegeben, der Mann geht arbeiten und die Frau bleibt zu Hause und kümmert sich um die Kinder und den Haushalt. Für uns scheint der Traum von Albertine etwas ganz Normales zu sein, zur Zeit von Schnitzler, war das jedoch noch sehr unerwünscht über diese Themen zu sprechen. Die Geschichte wird so formuliert, als würde der handelnde Fridolin in Recht sein und die nur die träumende Albertine im Unrecht. Zudem werden Fridolins nächtliche Abenteuer viel weniger hinterfragt als Albertines Träumen. Dies wird im Kontext der Doppelmoral in Bezug auf das Verhalten von Männern und Frauen widergespiegelt werden. Durch diese Doppelmoral wird das Handeln von Fridolin nicht so stark hinterfragt, die Handlungen oder Gedanken werden unterschiedlich beurteilt.
(Lektürenhilfe)
Welche Rolle spielt das Märchen, welches anfangs der Geschichte, der Tochter von Albertine und Fridolin vorgelesen wird?
Das Märchen wird ganz am Anfang der Geschichte von Fridolin vorgelesen. Es kommt aus dem Buch 1001 Nacht und es handelt sich um die Geschichte von „Amhiad und Assad“, welche Zeilen wie folgt klingen.
„Vierundzwanzig braune Sklaven ruderten die prächtige Galeere, die den Prinzen Amgiad zu dem Palast des Kalifen bringen sollte. Der Prinz aber, in seinen Purpurmantel gehüllt, lag allein auf dem Verdeck unter dem dunkelblauen, sternbesäten Nachthimmel, und sein Blick–‟ Z1-Z4 Traumnovelle
Das Märchen weist nicht nur auf den Prinzen Amigad hin, sondern hier entsteht zu Beginn eine gewisse Parallele zu dem Prinzen und Fridolin. Dadurch, dass Fridolin sich in einer Nacht allein auf den Weg macht und sich von seinem erkennbaren Ich entfernt, und seine wahre Identität verdeckt unter einer Maske, in der späteren Nacht, so weist das Märchen schon zu Beginn auf das Verhüllen in einem Mantel von Fridolins späteren Daseins.
Schnitzler formatiert somit ein Märchenmotiv, welches sich über die weiteren Kapitel überstreckt. Da dieses Märchen der Einleitung dient, weist Schnitzler schon von Anfang an seinen Erzählungen auf den märchenhaften Charakter in seiner Geschichte auf. Ab dem Moment, als Fridolin im Hause des verstorbenen Hofrats ist, und Marianne, die Tochter ihres verstorbenen Hofrats Fridolin, ihre Liebe gesteht, fühlt er sich der Realität distanziert. Während der Handlung geschehen weitere Dinge, welche auf Fridolins Distanzierung der Realität hinweisen und mit jeder neuen Handlung stärker wird. Auch wenn er all diese Erlebnisse in einer Nacht erlebt, handelt Fridolin nicht, er kommt zwar zu der Situation, jedoch bleibt es bei der Situation und er tut nicht mehr.
(Lektürenhilfe)
Was ist das Dingsymbol in der Traumnovelle und mit welchen Zusammenhängen, kommt es zum Vorschein?
Das Dingsymbol der Traumnovelle ist die Maske. Die Maske kommt in vielen verschiedenen Szenen vor und lässt sich wie folgt interpretieren.
Gelüste und Geständnisse von Albertine und Fridolin:
Im ersten Kapitel kommt die Maske im Maskenball vor, von Fridolin und Albertine. Als sich Fridolin von den verkleideten Dominos angezogen fühlte. Als er Albertine erblickte, schien er enttäuscht, was auf die spätere Storyline hinweist.
„So angestrengt er auch umherspähte, nirgends vermochte er sie zu erblicken; statt ihrer aber hing sich unversehens ein anderes weibliches Wesen in seinen Arm: seine Gattin“ (S.6, Z 10-11, Traumnovelle)
Hier weist Schnitzler auf die Sehnsucht eines heiss ersehnten Liebesglückes von Fridolin, da sich Fridolin von diesen Dominos erregt fühlte. Schon zu Beginn werden dem Leser Fragen in den Raum geworfen, was mit dem Paar los ist.
Nach dem Maskenball lösen die beiden die Stimmung mit ihren jeweiligen Geständnissen, dass sich Albertine im Urlaub in Dänemark jeweils von einem Fremden angezogen fühlten und nicht von Fridolin. Und Fridolin dasselbe von einer anderen Person. Albertine weckt in Fridolin durch dieses Gefühl für einen anderen Mann Rachegelüste.
Die Maske kommt als Nächstes beim nächtlichen Treffen mit Nachtigall wieder zum Vorschein, als er von einem geheimen Maskenball erzählt. Fridolins Neugier an dem geheimen Maskenball, zu welchem Nachtigall geht, kann nicht gestillt werden. Es wird hier verdeutlicht, wie sehr er in seiner geheimen Maskierung in Verbindung mit den Frauen auf dem Ball angezogen wird. Er begegnete Marianne und Mizzi unmarkiert, nun gibt er seinem Rachezug sich an seiner Ehefrau zu rechen eine neue Chance. Er möchte dieses Abenteuer erleben und unverhüllte Frauen sehen, und diese Maske, welche er tragen wird, versteckt seine Scham für dieses Verlangen, welches er hat. Und dieses Mal muss er nicht einmal sein Gesicht zeigen. Diese Anonymität gefällt Fridolin und weckt in ihm noch mehr den Drang dieses lustvolle Erlebnis zu erleben, weshalb er sich so schnell wie möglich ein Kostüm leihen möchte, was er kurz darauf auch tut.
Maskenverleih Gibser:
Indessen ist Fridolin beim Kostümverleih angekommen und direkt beim Eintreten verspürt Fridolin eine Gefahr.
„Eine Allee von Gehängten […], die in den Begriffen wären, sich gegenseitig zum Tanz aufzufordern“ (S.37, Z.17-18, Traumnovelle)
Durch die furchteinflössenden Masken und Kostüme wird ein literarisches Motiv des Totentanzes dargestellt. Es wird auch die Gefahr, von Fridolins Trieben dargestellt, welche er erleben möchte. Auch als er die Tochter von Gibser sieht, ist diese umgeben von diesen furchteinflössenden Kostümen. Diese Gefahr weist wiederum darauf hin, dass sich Fridolin später auf dem geheimnisvollen Maskenball in Lebensgefahr befinden wird.
Das Kostüm, welches er bewusst wählt, ist ein Widerspruch zu seinem Eheleben, da er sich für eine Mönchskutte und eine dunkle Maske entschied.
Der geheimnisvolle Maskenball:
Angekommen an dem Maskenball, ist Fridolin dem begehrten Abenteuer näher denn je. Durch die Maske gewinnt Fridolin an Selbstbewusstsein und er verdrängt, dass er eigentlich ein Fremder ist, welcher ganz einfach entdeckt werden könnte. Seine Neugierde und der Drang in ihm nach diesem Abenteuer sind viel zu gross und die Maske ist wie eine Trennwand, welche seiner inneren Scham versteckt und nur seine äussere Verlockung zeigt. Durch diese Anonymität wird das soziale Ich von Fridolins Trieben getrennt, welche er nun fest gewillt erleben möchte. Auch wenn Fridolin weiss, dass sein Leben auf dem Spiel steht, lässt er sich auf dieses riskante Abenteuer seiner Triebe ein. Dem Leser wird schon früh klargemacht, dass Fridolin wiederum nichts unternehmen und zwischen den Frauen und Fridolin nichts passieren wird. Fridolin wird kurz darauf als ein Fremder entlarvt, da er die zweite Parole nicht nennen kann. Und plötzlich stehen alle um ihn in bunten Karnevalskostümen, während er immer noch seine Mönchskutte trägt. Seine Fremdheit in dieser Gruppe fällt schnell auf. Es folgt die Forderung, dass Fridolin seine Maske abnehmen solle, das würde jedoch seine gesamte Anonymität aufdecken, seine Identität würde verraten werden und der Familienvater und Arzt Fridolin würde zwischen den bunten Verkleidungen stehen. Die Angst um seine Existenz und die Scham, denn er verspürt, um die Enthüllung von Fridolin zu verhindern, lässt sich eine maskierte Nonne für ihn opfern. Im Rahmen des Leitmotivs stellt der Ball einen Höhepunkt in Schnitzlers Novelle dar.
Maske auf dem Ehebett:
Fridolin entdeckt die Maske auf dem Bett neben Albertine, einen Tag, nachdem sie ihm ihren Traum erzählt hat. Fridolin ist bewusst, dass Albertine von seiner nächtlichen Odyssee Bescheid weiss. Es fühlt dich für ihn wie eine innerliche Demaskierung an, da Albertine seine innere Scham entlarvt hat. Sein innerer Konflikt zwischen seinem Verstand und der Sehnsucht nach einem Abenteuer ist nun zu Ende. Fridolin bricht in Tränen aus, dieser Gefühlsausbruch ist ein starker Kontrast zu seinem vorherigen Auftreten gegenüber Albertine. Er hatte sonst einen ausdruckslosen Gesichtsausdruck gegenüber Albertine. Und hier beschreibt Schnitzler, dass Fridolin seine imaginäre Maske vor Albertine absetzten konnte und sich seiner Frau annähern kann, und seine Emotionen wieder freilassen kann. Somit wird ein Kreis geschlossen, nachexerziert zuletzt zu Beginn die Rede von zärtlichen Blicken und Emotionen die Rede war, als ihre Hände sich zärtlich trafen und sie sich anlächelten.
In einem Fazit kann man daraus schliessen, dass, wie bei einem typischen Dingsymbol, sich die Handlungen um dieses Symbol schlingen und Handlungen immer in Verbindungen gesetzt werden. Und so ist es in der Traumnovelle, die Maske, welche immer wieder erwähnt wird. Und eine wichtige Rolle in der gesamten Handlung spielt. (Grin, 2015)
Welche Aspekte sprechen für eine typische Novelle und welche dagegen?
Was ganz klar dafür spricht, ist die Kürze und die Konzentration der Geschichte. Die Novelle spielt sich innerhalb von 34h ab bis auf zwei bis drei kleine Zeitsprünge. Diese Kürze konzentriert sich intensiv auf einschneidende Momente und Entwicklungen. Die Geschichte ist kurz und es geht schnell voran. Dennoch ist sie detailliert und gutgeschrieben. Die psychologische Tiefe weist auch auf eine Novelle hin, da diese sich auf die innere Welt der Charakter bezieht. Fridolin, welcher als Hauptfigur im Mittelpunkt steht. Sein Abenteuer wird genau und sehr detailliert erzählt, das zu einem Einzelschicksal gehört und so wieder auf den Stil der Novelle hinweist. Zudem spielen unerwartete Wendungen, wie der Traum von Albertine. Und der geheime Maskenball, welcher den Höhepunkt der Novelle umfasst, eine wichtige Rolle. Das Erzählschema der Traumnovelle weist auf die typische Spannungskurve hin.
In der Traumnovelle beginnt die Geschichte mit der Exposition, dies ist in unserem Fall der Maskenball, welchen Albertine und Fridolin besuchen und die Geständnisse, welche sie sich von den jeweiligen verspürten angezogenen Gefühlen einer anderen Person fühlten. Danach folgt die Steigerung, bei welcher es vor allem um das nächtliche Abenteuer von Fridolin geht. Der geheime Maskenball bildet den Höhepunkt. Der retardierende Moment ist die überraschende Wendung von Albertines Traum, welchen sie Fridolin erzählt. Nun könnte die Novelle mit einer Katastrophe oder einer Lösung enden. Im Falle der Traumnovelle handelt es sich um eine Lösung oder besser gesagt, ein Happy End, da sich das Ehepaar einander die Emotionen zeigt und alles erzählen. Der innere Konflikt der beiden ist aufgelöst und sie können sich wieder liebevoll lieben. Und so ihr Eheleben wieder wie auf Wunsch der beiden ausleben. Die Maske, welche das Dingsymbol bildet, spricht wiederum auf einen typischen Aspekt einer Novelle zu.
Welche Aspekte jedoch dagegensprechen, ist die Komplexität der Handlung, welche durch die Handlungsebene dem Werk gegeben wird. Wie beispielsweise die Traumsequenz und die Rückblende. Diese Komplexität ist auf die zwei Handlungsstränge in der Geschichte zurückzuführen. Der eine verfolgt Fridolins nächtliche Ereignisse werden, der andere Albertines Traum erzählt. Ausserdem wird eine Vielzahl von Themen thematisiert wie Erotik, gesellschaftliche Normen und individuelle Freiheit, diese Vielzahl von Themen spricht gegen die Einfachheit in Novellen. Auch wenn Fridolin die Hauptfigur ist, werden noch viel mehr Figuren erwähnt und beschrieben, wie Nachtigall oder Albertine. Nebenfiguren wie Mizzi oder der alte Hofherr und seine Tochter nehmen auch einen Platz in Schnitzlers Erzählung ein. Die Anzahl von Figuren ist für eine typische Novelle ein wenig hoch. Diese vielen Figuren sind eher untypisch für eine Novelle.
Was im Endeffekt jedoch klar ist, ist, dass es sich bei der Traumnovelle definitiv um eine Novelle handelt. Auch wenn es schon im Titel erwähnt wird, dass es sich bei diesem Werk um eine Novelle handelt, sprechen ein paar wenige Dinge dagegen. Die Anzahl der Sachen, welche dafürsprechen, legt, jedoch den Massstab viel höher, weshalb die Traumnovelle eine Novelle ist.
(Unterrichtsmaterial aus Frühling der Barbaren (Novelle))
Quellen:
StudySmarter:
https://www.studysmarter.de/schule/deutsch/epische-texte/traumnovelle/
Lektürenhilfe:
https://lektuerehilfe.de/arthur-schnitzler/traumnovelle/rezension
https://lektuerehilfe.de/arthur-schnitzler/traumnovelle/analyse/maerchenmotiv
https://lektuerehilfe.de/arthur-schnitzler/traumnovelle/interpretation
Grin: Hausarbeit; 2015
https://www.grin.com/document/377870
Bildquelle:
https://www.pxfuel.com/de/query?q=der+da+vinci+code
StudySmarter:
https://www.studysmarter.de/schule/deutsch/epische-texte/traumnovelle/
Lektürenhilfe:
https://lektuerehilfe.de/arthur-schnitzler/traumnovelle/rezension
https://lektuerehilfe.de/arthur-schnitzler/traumnovelle/analyse/maerchenmotiv
https://lektuerehilfe.de/arthur-schnitzler/traumnovelle/interpretation
Grin: Hausarbeit; 2015
https://www.grin.com/document/377870
Bildquelle:
https://www.pxfuel.com/de/query?q=der+da+vinci+code