Kritik
Die Traumnovelle von Arthur Schnitzler, wirft einen kritischen Blick auf die gesellschaftlichen Tabus des 19. Jahrhunderts. In meiner Kritik werde ich die zeitlose Relevanz der Novelle, Schnitzlers geschickt Einbindung von Freuds Ideen und die Gleichberechtigung der Gesellschaft näher erläutern.
Arthur Schnitzer, ein österreichischer Arzt, Erzähler und Dramatiker, der vom
Jahr 1862 bis 1931 lebte. Er ist einer der bedeutendsten Vertreter der Wiener Moderne. Schnitzler besuchte das Akademische Gymnasium und legte seine Matura ab, daraufhin studierte er auf Wunsch seines Vaters Medizin. Seiner ersten literarischen Publizierung erlebte er im Jahre 1888, da schrieb er zuerst nur Gedichte, Einakter und Erzählungen.
Als sein Vater verstarb, verliess er die Klinik und gründete eine eigene Praxis. Schnitzlers kleine Werke gewannen durch Theaterstücke an Popularität. Durch die Aufführung des Werks Liebeleien wurde Schnitzler schlagartig berühmt.
Sein erstes grosses Werk, welches erstmals in einem Verlag veröffentlicht wurde im Jahre 1894, war das Buch „Sterben“ und dies veröffentlichte er in seinem vertrauten Verlag Fischer S. Im Fischer S. Verlag, veröffentliche Arthur Schnitzler auch das Werk „Traumnovelle“. Dies verfasste er im Jahre 1926 und ist somit eines seiner späteren Werke. (Wikipedia, 2023)
Die Hauptfigur ist Fridolin, welcher sich mit seiner verheirateten Frau ein wenig sexuell unbefriedigt fühlt und durch eine Nacht zieht, einen alten Freund wieder sieht und sehr viel Unerwartetes geschieht. Währenddessen schläft seine Frau zu Hause und träumt in dieser Nacht von einer Affäre. Es ist ein Spiel zwischen der Realität und der Traumwelt. Die Geschichte spielt in Wien und begrenzt sich vor allem auf die 34 Stunden der Nacht. Die Novelle beinhaltet zwei Handlungsstränge. Der eine den Traum von Albertine, welcher fast zu real wirkt für einen Traum zu sein, der zweite Handlungsstrang zeigt Fridolins nächtliche Odyssee, welche sich durch seine Handlungen, welche er durch verschiedene Faktoren vermeidet, sehr unreal anfühlen. Am Ende fliessen die zwei Stränge ineinander.
Das angesprochene Thema der sexuellen Unzufriedenheit und allgemein die Themen der Erotik von Arthur Schnitzler, war allerdings nicht das Beliebteste in der Öffentlichkeit. Gegner von Schnitzler bezeichneten seine Geschichten als Pornografie, weil er Erotik und sexuelle Unzufriedenheit thematisierte. So wurde nicht nur die Traumnovelle kritisiert, sondern auch seine anderen Werke wie das Werk „Sterben“, welches sogar über mehrere Jahre aus dem Sortiment verbannt wurde.
(Sofatutor)
Die Themen des Buches sind sehr bedeutend, da diese viele wichtige Dinge beleuchten. In der Zeit des 19. Jahrhunderts, war es jedoch ein grosser Widerspruch in der Moralaschentendenz, über die Themen Erotik oder sexuelle Unzufriedenheit zu sprechen. In der Traumnovelle kritisiert er diese Themen der Gesellschaft und spricht über ein grosses Tabu in der damaligen Zeit. Es war deshalb ein so grosses Tabu darüber zu sprechen, gar zu schreiben, weil es eine genaue Vorstellung des damaligen Ehelebens zwischen Mann und Frau gab. Das bedeutet, der Mann geht Arbeiten und die Frau bleibt zu Hause und kümmert sich um den Haushalt und die Kinder. Erotische Fantasien oder Träume waren damals fehl am Platz. Eine Affäre oder anderes, hätten zu grossen Problemen geführt, vor allem wenn dies von einer Frau gekommen wäre. Dem Leser wird somit die damalige Weltanschauung vermittelt, in welcher nicht viel akzeptiert wurde. Deshalb können sich eventuell einige Leser mit Fridolin oder Albertine identifizieren. (Lektürenhilfe)
Die Novelle erzählt nicht nur damals wichtige Themen, welche nur damals an Aktualität hatten, sondern sie haben heute immer noch an Aktualität in unserer Gesellschaft, da das Werk die Aktualitätsbezüge wie, unterdrückte Sehnsucht, Eifersucht oder sexuelle Untreue widerspiegelt. Diese Themen werden auch in Zukunft nicht an Aktualität verlieren. Das Thema ist zeitlos und wird immer eine gewisse Aktualität haben. (Lektürenhilfe)
Die Gefühle der einzelnen Personen, werden auch sehr detailliert beschrieben, was die Emotionen im Leser viel schneller weckt. Zudem spielt der innere Monolog der Figuren eine grosse Rolle in der Erzählung dieser Novelle. Dies, weil sich in dieser Zeit die Autoren an Freuds Studien interessiert waren. In welchen sich Freud mit dem komplexen Innenleben des Individuums beschäftigte. Schnitzler brachte diesen inneren Monolog der Figuren in die deutsche Literatur. Dieser innere Monolog diente dazu, um der Figur die unausgesprochenen Ahnungen und Gedanken widerzuspiegeln. Der innere Monolog ist nicht nur in der Traumnovelle zu finden, sondern auch in der Novelle Lieutenant Gustl. Schnitzler benutz eine geschickte Symbolik in der Traumnovelle, die die Grenzen zwischen Realität und Traum ineinander verschwimmen lässt. Der Wechsel zwischen dem äusseren Geschehen und dem inneren Monolog, beeinflusst von Freuds Ideen, verleiht der Erzählung noch mal eine tiefere psychologische Dimension. Das Interesse in Freuds Studien spiegelt sich noch weiterhin wider, auch in der Darstellung der unterdrückten Sehnsüchte und emotionalen Konflikten wird dies dargestellt. Arthur Schnitzler und Sigmund Freud schreiben sich gegenseitig Briefe und Schnitzler las viele Bücher von Freud, dies erklärt die vielen Parallelen zu Freuds Theorien in der Traumnovelle. (Sofatutor)
Das Buch zieht den Leser von Anfang an in seinen Bann. Man hat direkt das Bedürfnis, weiterzulesen. Nach den ersten Seiten ist man in der Geschichte und man kann sich ziemlich schnell ein Bild von der Situation und dem Geschehen machen. Das Werk ist sehr ansprechend gestaltet, und schnell gelesen. Dennoch beinhaltet die Novelle eine gehobene literarische Sprache, welche dem Werk einen schönen Ton verschafft. Dies macht das Werk zu einer E-Literatur. Zudem geht es um viele ernste Themen und auf lustige Geschichten wird verzichtet.
Die Traumnovelle ist ein sehr eindrückliches Buch, da es Themen vor 100 Jahren anspricht, welche heutzutage immer noch aktuell sind. Zudem ist es sehr mutig von Schnitzler in solch einer Zeit eine Novelle zu veröffentlichen, welche über die Tabuthemen der Gesellschaft spricht.
Die Novelle reflektiert zwar eindrucksvoll die damaligen Normen, vernachlässigt jedoch die Gleichstellung der Geschlechter, insbesondere in der Darstellung von Albertines Traum in Vergleich zu Fridolins nächtlichen Abenteuern. Albertines Traum wird viel schlimmer dargestellt als das Handeln von Fridolin. Während Fridolin wirklich auf Abenteuer geht und Dinge erlebt, schlummert Albertine in ihrem Bett und sie erlebt die ganzen Dinge nur im Traum. Diese Extremisierung des Traumes wirkt fragwürdig, weil eigentlich Fridolin gehandelt hat und nicht Albertine. Fridolins Handeln
wird vom Leser gar nicht gross hinterfragt durch die Erzählart von Schnitzler, während Albertine viel schneller verurteilt wird. Alles in allem beinhaltet das Buch eine gut geschriebene Geschichte, welche bis zum Ende spannend bleibt. (Lektürenhilfe)
Ich empfehle Ihnen stark, die Traumnovelle mindestens einmal in Ihrem Leben zu lesen. Die Traumnovelle bleibt trotz gewisser Kritikpunkte sehr empfehlenswert, da sie durch ihre zeitlose Relevanz und geschickte Einbindung von Freuds Ideen einen tiefen Einblick in die gesellschaftlichen Tabus des 19. Jahrhunderts bietet. Die Novelle überzeugt sehr, da sie ein zeitloses Thema anspricht, welches nie an Aktualität verliert.
Quellen:
CIA:
https://ci-a.at/2020/03/08/die-traumnovelle-literarische-psychoanalyse/
Lektürenhilfe:
https://lektuerehilfe.de/arthur-schnitzler/traumnovelle/rezension
https://lektuerehilfe.de/arthur-schnitzler/traumnovelle/interpretatiost
StudySmarter:
https://www.studysmarter.de/schule/deutsch/epische-texte/traumnovelle/
Wikipedia:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Arthur_Schnitzler
Sofatutor:
https://www.sofatutor.com/deutsch/videos/traumnovelle-inhaltsangabe-schnitzler?sofa_cn=%5BT%5D_Deutsch_dynamic_video_(SP)&gad_source=1&gbraid=0AAAAADwOuT0uDS1jguc1dayrxp7owoHA2&gclid=EAIaIQobChMI0d_Br87zggMV90JBAh3rGgcmEAAYASAAEgKp5PD_BwE
Bildquelle:
https://unsplash.com/de/s/fotos/Venezianische-Maske